05. Mai 2017

Versinkt die Bundeswehr im aufkommenden Wahlkampf in einer Schlammschlacht?

Nach Attraktivitätssteigerungen folgt ein jäher Absturz in die Abgründe des Rechtsextremismus und reißt die Grundsätze der Inneren Führung tief mit. Eine sichtlich empörte Verteidigungsministerin wirft den Streitkräften pauschal Mängel an Haltung und Führung vor. Danach war in der Welt zu lesen: „Die Bundeswehr hat ein Führungsproblem – an der Spitze“. Das Thema hat seitdem höchste mediale Aufmerksamkeit. Auch der Deutsche Bundeswehrverband reagierte schnell und kritisch. Der VBB setzt sich für besonnenes Handeln ein.

Muss man sich rechtfertigen oder gar schämen, weil man Angehöriger der Bundeswehr ist? In vielen Unternehmen vergleichbarer Größe bekennen sich die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen stolz zu ihrer Firma und ernten Bewunderung dafür. Den Angehörigen der Bundeswehr gleich ob Soldat oder Zivilbeschäftigter - schlägt einmal mehr Häme und Verachtung entgegen, obwohl sie sich massiv engagieren und weltweit Leben und Gesundheit für unseren Staat aufs Spiel setzen. Wie konnte es so schnell soweit kommen?

Es war offenbar eine trügerische Ruhe. Die vielfältigen Maßnahmen der Bundesministerin der Verteidigung schienen zu greifen: Das schwere Erbe ihres Vorgängers, die radikale Neuausrichtung wurden kanalisiert, die Rüstung transparenter, die Bundeswehr menschlicher, familienfreundlicher, bunter, attraktiver. Eine echte Trendwende, sogar mehr Geld gibt es. Insgesamt ist das eine wirklich bemerkenswerte Leistung, die aktuell jedoch von den unglaublichen Vorgängen um Rechtsradikalismus in der Truppe überschattet wird. Endgültig fassungslos macht einem allerdings der bisherige Umgang der Hierarchie mit diesen Problemen.

Viele Kolleginnen und Kollegen waren erst einmal erschüttert, weil sie als anständige Demokraten mit Stolz ihren Dienst versehen und unangemessenen Pauschalierungen ausgesetzt waren. In ihrem Mitarbeiterbrief hat die Verteidigungsministerin deshalb deutlich Position bezogen. Anlässlich der Zusammenziehung der militärischen und zivilen Führungskräfte korrigiert die Verteidigungsministerin ihre ersten, pauschalierenden Aussagen und bedauert die Verallgemeinerungen. Klärung auf höchster Ebene verspricht der Generalinspekteur der Bundeswehr.

Selbstverständlich hat sich der VBB intern mit den Vorgängen befasst. Es ist absolut notwendig, sorgfältig und besonnen aufzuklären, um dann die richtigen Schlüsse zu ziehen. Voreilige öffentliche Schuldzuweisungen sind nicht hilfreich. Unseren Standpunkt und die Argumente werden wir im vertraulichen Dialog vorbringen, denn es gilt: Tue das was wirklich hilft und zielführend ist.