06. März 2019

Nach dem Moorbrand bei Meppen: Folgerungen, Konsequenzen und weiteres Vorgehen

Bundeswehr schießt das erste Mal nach Moorbrand. Das war die Meldung in den NDR-Nachrichten aus Niedersachsen vom 27. Februar 2019. Offenbar haben sich die katastrophalen Ereignisse bei Meppen bei einigen regelrecht ins Gedächtnis gebrannt.

Waffenerprobungen an der Wehrtechnischen Dienststelle in Meppen haben am dritten September 2018 einen spektakulären Moorbrand ausgelöst, der offiziell bis zum zehnten Oktober andauerte. Während der VBB schon am 22. September 2018 allen an der Brandbekämpfung beteiligten Kolleginnen und Kollegen für deren Arbeit dankte, war in den Medien die Enttäuschung teilweise Empörung über die Bundeswehr groß. Mehr als nur Rauch lag in der niedersächsischen Landluft und schnell wurde der Bundeswehr Vernebelungstaktik vorgeworfen.

So ganz ohne Grund war die Bundeswehr allerdings nicht in diese Schwierigkeiten geraten. Nach einem außergewöhnlich trockenen Sommer waren bei Waffenerprobungen Teile eines Moores in Brand geraten. Bald unter großer medialer Begleitung drohte der Brandfall irgendwie außer Kontrolle zu geraten. Nun ist ein leichter Brand beim Schießen wahrlich nichts Besonderes, weil üblicherweise Vorkehrungen getroffen werden, um das Malheur schnell aus der Welt zu schaffen. Außerdem ist vorbeugender Brandschutz eine Angelegenheit, die auch in Meppen sehr ernst genommen wird. In vielen Jahrzehnten hat sich die Dienststelle für Waffen und Munition einen sehr kompetenten Ruf in ihrem Arbeitsgebiet verdient, hat unverzichtbare Beiträge für die Bundeswehr geliefert. Diese Reputation schien sich nun sprichwörtlich in dichten Rauch und beißenden Qualm aufzulösen. Einerseits wurde der Sachverhalt vor Ort anfänglich wohl unterschätzt, andererseits kam Pech dazu. Deshalb ist die Inhaberin der Befehls- und Kommandogewalt im Frieden umgehend zum Ort des Geschehens gereist. Der sehr ernsten, angespannt wirkenden Miene der Bundesverteidigungsministerin konnte man allzu leicht entnehmen, dass Dr. von der Leyen „not amused“ war. Aber das Signal war klar: Das Ganze ist nun Chefinnensache. Durch hohen personellen Einsatz und mit großem materiellen Aufwand wurden beide Feuer unter Kontrolle gebracht, das Feuer im Moor sowie das Feuer in den Medien. Bis zu 1700 Einsatzkräfte haben hart gekämpft, damit der Moorbrand am zehnten Oktober 2018 als gelöscht gemeldet werden konnte. Unmittelbar danach wurden die Geschehnisse von einer Arbeitsgruppe akribisch aufbereitet. Mit Datum vom 29. Januar 2019 hat das BMVg den ausführlichen Bericht zum Moorbrand bei Meppen auf seiner Webseite mit ausführlichen Messdaten veröffentlicht, um dem Vorwurf der Vernebelungstaktik entgegenzuwirken.

So wurden folgende Faktoren als ursächlich für das wahrgenommene und tatsächliche Ausmaß des Moorbrandes identifiziert (Quelle bmvg.de im Auszug):

  • Defizite in den Bereichen Material, Organisation, Vorbereitung und Ausbildung mit Blick auf Großschadensereignisse, Vorschriftenlage und Meldewesen sowie Zivil-Militärische Zusammenarbeit,
  • Fehleinschätzungen u.a. in Bezug auf Stärke und Richtung der wechselnden Winde und eine daraus resultierende ständig variierende Brandausbreitungsrichtung während des Brandgeschehens sowie der besonderen Charakteristika eines Moorbrandes,
  • Ausfall und Beschädigung von Feuerlöschgerät und nicht ausreichend vorhandenes Ersatzmaterial,
  • Art, Umfang und Zeitpunkt der Kommunikation innerhalb der Bundeswehr sowie der externen Kommunikation, die dem Informationsbedürfnis der Öffentlichkeit sowie weiterer Beteiligter Behörden und Institutionen nicht ausreichend Rechnung getragen hat.

Aus der umfassenden und gründlichen Analyse hat die Bundeswehr konkrete Maßnahmen abgeleitet.

Soweit die offiziellen Informationen von der Website des BMVg. Der Fall ist aber noch lange nicht abgewickelt und entfaltet weiterhin überregionale Bedeutung.

Passieren kann es überall und hinterher ist man immer schlauer!

Es ist davon auszugehen, dass die Vorschriftenlage der Bundeswehr derartige Großschadensereignisse grundsätzlich nicht zulässt. Theoretisch darf also nichts passieren, ansonsten ist irgendwer schuld. Die Praxis zeigt jedoch, dass nicht alle Risiken vorhersehbar sind und deren reale Eintrittswahrscheinlichkeit größer null ist. Deshalb gibt es die Feuerwehr, denn das echte Leben findet immer einen Weg. Wer hätte vor 2016 gedacht, dass im Landeshafen Ludwigshafen die falsche Rohrleitung aufgetrennt wird und es zu einem spektakulären, katastrophalen Unfall bei der sonst so sicheren BASF kommen könnte? Schließlich gelten für die chemische Industrie besonders strenge und sehr weitreichende Sicherheitsvorschriften, deren Einhaltung regelmäßig überprüft wird. Leider sind Unglücksfälle wie beispielsweise in Meppen oder Ludwigshafen nicht generell auszuschließen. Jenseits der juristischen Aufarbeitung ist deshalb eine fachliche Analyse, eine saubere Ableitung von Maßnahmen und die zeitnahe Umsetzung von Verbesserungen notwendig, damit sich derartige Unfälle nicht in ähnlicher Form wiederholen. Genau das wurde beim Moorbrand gemacht und in einer allgemeinverständlichen Weise dargelegt.

Wir empfehlen Ihnen allen deshalb die Lektüre des BMVg-Berichtes zum Moorbrand bei Meppen, nicht nur interessierten Kolleginnen und Kollegen aus den Kreisen der Bundeswehrfeuerwehr oder den fachlich Betroffenen. In vielen Bundeswehr-Dienststellen landauf und landab gibt es ebenfalls ein mehr oder weniger großes Gefährdungspotenzial bei der täglichen Arbeit. Wäre man dort unmittelbar in der Lage, unter hohem Zeit- und Handlungsdruck richtig zu entscheiden und die notwendigen Maßnahmen umzusetzen, wenn das Schicksal zuschlägt?

An dieser Stelle wollen wir eine der Kernbotschaften im 60. Bericht des Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages in Erinnerung rufen: „Die Bundeswehr, wie ich sie im Moment erlebe, leidet an Unterbesetzung und gleichzeitig an Überorganisation.“

Es bleibt zu hoffen, dass es nicht noch mehr Vorschriften und Meldewesen gibt, sondern realitätsnahe Übungen mit qualifiziertem Personal und passendem Material. Übung macht den Meister. Wir werden also sehen, was aus den im Bericht des BMVg zum Moorbrand bei Meppen genannten „Folgerungen, Konsequenzen und weiteres Vorgehen“ wird.