14. Februar 2018

Rhetorik außer Rand und Band

Die langwierigen Verhandlungen zur Regierungsbildung führten vor wenigen Tagen doch noch zu einem spannenden Ergebnis. Als wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur GroKo wurde der erste gemeinsame, 177 Seiten starke Entwurf des Koalitionsvertrages veröffentlicht. Für den VBB hat natürlich der Abschnitt über die Bundeswehr herausragende Bedeutung, denn viele der genannten abstrakten Zielsetzungen betreffen konkret unsere Mitglieder im Arbeitsalltag. Deren Interessen vertritt der VBB als zuverlässiger, klar positionierter Gesprächspartner gegenüber Parlament und Regierung.

Zum Leidwesen vieler unserer Mitglieder überreizt allerdings ein Mitbewerber im Verbandsreigen mit seiner aggressiven Polemik und Selbstüberhöhung. Nach dem die Leitung des BMVg wegen öffentlich ausgetragener Querelen mit dessen militärischer Führung offensichtlich Abstand zu diesem Verband genommen hat, war jedem klar, dass etwas Neues geliefert werden muss. Die Verhandlungen zur GroKo sind da allerbeste Gelegenheit verlorenen Boden wieder gut zu machen.

Beim Lesen der Veröffentlichungen auf der betreffenden Website dieses Verbandes wird der Eindruck erweckt, dass der Verband quasi virtuell am nächtlichen Verhandlungstisch bei den Verhandlungen zur GroKo mit dabei war und sich im Gegensatz zu den beteiligten Parteien vollumfänglich durchgesetzt hat – nicht schlecht – wir ziehen anerkennend den Hut – dann wird jetzt ja alles gut.

Treten und Vertreten

Der VBB erhebt explizit nicht den Anspruch, alle Menschen der Bundeswehr vertreten zu wollen. Auch respektieren wir Meinungsvielfalt und schätzen diese, da sie durchaus produktiv sein kann. Irritierend wirken allerdings die verbalen Ausfälle gegen den VBB, ausgerechnet von dem Verband, der für alle Menschen der Bundeswehr da sein will. Wer unter diesem Motto agiert, beschädigt sich selbst, wenn mit anderen Meinungen derart intolerant und diffamierend umgegangen wird. Es versteht sich von selbst, dass konkurrierende Interessenvertretungen mit Bundeswehrbezug unterschiedliche Positionen besetzen, denn Wettbewerb belebt das Geschäft. Nichts gegen Zuspitzungen, aber Beschimpfungen und eigene Realitäten noch unterhalb des Trump-Niveaus, wer hat sowas nötig?

Passend dazu war eine kriegerische Bildsprache beigefügt, die einen wohl sprachlos machen sollte. In der Tat fehlten einigen Lesern die passenden Worte, weil diese Entgleisungen mit einem Menschen in der Uniform eines deutschen Stabsoffiziers geschmückt waren. Das passt doch irgendwie nicht zusammen mit dem vorherrschenden Bild eines rationalen deutschen Offiziers und das gerade in Koblenz, wo traditionsgemäß die Innere Führung und deren Werte hochgehalten werden. Waffenschau und Kampfrhetorik gegen Andersdenkende in der Bundeswehr? Diffuse Projektion eigener Schwächen auf andere Menschen, die pauschal als destruktiv bezeichnet werden? Da denken viele zurück an die heftige Kritik der Verteidigungsministerin hinsichtlich Führung und Haltung im letzten Sommer, was letztlich dem Ansehen der Menschen in der Bundeswehr kaum gerecht wird. Das sollten wir doch längst hinter uns gelassen haben, bei den Aufgaben, die noch vor uns liegen!

Der VBB: Nie war er wertvoller als heute!

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die meisten von Ihnen arbeiten tagtäglich eng und vertrauensvoll mit Menschen zusammen, die unterschiedlichen Statusgruppen angehören. Sie haben Standesdünkel und Pauschalierungen, diese Relikte aus längst vergangenen Zeiten, überhaupt nicht nötig, weil Sie zukunftsgerichtet agieren. Sie lassen sich auch nicht von einer Sprache provozieren, deren Ursprünge in dunkler Vergangenheit liegen, weil Sie über ein positives Menschenbild verfügen. Und die Kolleginnen und Kollegen, denen es möglicherweise momentan nicht vergönnt ist, in einem positiv gestimmten Umfeld zu arbeiten, ermuntern wir zu Optimismus und Ausdauer, denn gute Laune steckt an. Damit werden Sie nahezu immun gegen unberechtigte Anfeindungen. Toleranz ist ein Zeichen von innerer Stärke und gefestigtem Charakter. Gelassenheit ist ebenfalls an den Tag zu legen, wenn Berufsverbände ihre Größe übermäßig hervorheben. Die Wissenschaft belegt, dass übertriebene Größe regelmäßig in eine evolutionäre Sackgasse führte.

Manche haben eine Brille, manche brauchen ein Visier

Der VBB Bereich IX, der besonders unsere Ausrüster und Ausrüsterinnen vertritt, hat schnell und eigenständig sein traditionsreiches wie „berüchtigtes“ Informationsblatt als „Sonderbrille“ herausgegeben. Darin wird verdeutlicht, was unsere Mitglieder vor Ort so beschäftigt. Und als die Gerüchteküche wieder zu brodeln anfing, war es der VBB, der in Berlin direkt das Gespräch mit den Staatssekretären und so manchem MdB gesucht hat, um der Wahrheit auf dem Grund zu gehen und einmal mehr zu mahnen, nicht schon wieder die nächste Reform der Reform der Reform anzustoßen, sondern vielmehr mit Besonnenheit zu agieren.

Falls Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, ins Visier feindlich auftretender Verbände geraten sollten, deeskalieren sie oder wenden sie sich zur Unterstützung an ihre VBB-Verbandskollegen. Sowohl die Brille als auch die Sonderbrille wird wahrgenommen und das scheint unserem Mitbewerber nicht zu gefallen und anstatt sich mit der Sache auseinander zu setzen, wirft er lieber Blendgranaten. Wir gratulieren vielmehr den Verfasserinnen und Verfassern dieser Publikationen. Es ist schön und motivierend, wenn die regionale Verbandsarbeit Verbreitung findet, weit über den Bereich IX hinaus!

Verbal besser abrüsten und materiell besser ausrüsten

Wir nehmen die Meinungen unserer Mitglieder sehr ernst und zum Schutz der VBB-Mitglieder, ja, aller Beamtinnen und Beamten, empfehlen wir dem zahlenmäßig größten Berufsverband der Bundeswehr bei allem Respekt die Anschaffung eines großen Besens, damit mal wieder vor der eigenen Haustür ordentlich gekehrt wird. Dem VBB geht es um die Sache und nur darum!