24. April 2017

Tagung „Frauen im Sanitätsdienst der Bundeswehr“

Auch wenn die „Frauenquote“ insgesamt im Verteidigungsministerium bzw. in der Bundeswehr noch „Luft nach oben lässt“ – so kann man es jedenfalls im Gleichstellungsindex nachlesen - so stellt der Sanitätsdienst der Bundeswehr mit fast 50 % Frauenanteil die große Ausnahme in der Bundeswehr da.

Grund für den Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, Generaloberstabsarzt Dr. Michael Tempel, erstmalig im Jahr 2017 eine Tagung „Frauen im Sanitätsdienst der Bundeswehr“ ins Lebens zu rufen, bei welcher frauenspezifische Themen von Frauen aus allen Bereichen des Sanitätsdienstes und aus ganz Deutschland diskutiert wurden, mit dem Ziel zum Ende der Tagung gezielt Forderungen an die Führung zu formulieren. Dabei war es unbedingter Wunsch, ehrlich und konkret zu sein – und das war die Abschlusspräsentation auch. Die Frauen im Sanitätsdienst formulieren ganz klar ihre Vorstellungen und Wünsche und zeigten zahlreiche Verbesserungsmöglichkeiten auf.

Aber erst einmal von Anfang an… in der Woche nach Ostern trafen sich circa 100 Soldatinnen und zivile Mitarbeiterinnen aus allen Bereichen des Sanitätsdienstes zum gemeinsamen Erfahrungsaustausch und der Erarbeitung von sechs Themenfeldern am Zentrum Informationsarbeit Bundeswehr in Strausberg. Viele von ihnen waren am Anfang skeptisch, möchte man doch eigentlich als Frau eben nicht „besonders“ wahrgenommen werden, sondern einfach nur wie alle anderen akzeptiert und respektiert werden. Dass die Zweifel unbegründet waren, zeigte sich schnell, gab es doch viele Themen und Probleme, die – trotz Aufhänger im Frauenbereich - insgesamt genderunspezifisch bzw. übertragbar waren, von Führungsproblemen angefangen bis hin zur Ausrüstung.

Dabei war der erste Tag der Tagung noch durch Vorträge aus dem Bereich der Kommunikation, Methodik und Didaktik und Erfahrungsberichte geprägt, unter Ihnen neben zwei Soldatinnen in Führungspositionen auch die Referentin des Verbandes der Beamten der Bundeswehr e.V. (VBB), Cora Nixtatis, die vom „Fluch und Segen eine Frau zu sein“ berichtete. Das anschließende come-together zeige – der Nerv der Kolleginnen war getroffen, viele konnten sich mit den von den Rednerinnen geschilderten Problemen identifizieren und so war das Eis schnell gebrochen.

An den folgenden zwei Tagen stand die Arbeit in den sechs Workshops (Vereinbarkeit von Familie und Dienst und/oder Karriere (1), Chancengerechtigkeit von Anfang an! – Vorurteile und Chancen (2), Bekleidung, Ausrüstung und Service – optimal ausgestattet für optimales Arbeiten (3), Wir sind Bund und bunt!(4), Es geht nur gemeinsam über alle Ebenen!(5), Immer unterwegs – Einsatz und Ausbildung im In- und Ausland (6)) an: die Darstellung der Problemfelder, die Ausarbeitung der Lösungsansätze sowie die Vorbereitung auf die Abschlusspräsentation/- diskussion. Eine sehr arbeitsintensive Woche in kleinen Arbeitsgruppen, deren Ergebnisse sich jedoch sehen lassen konnte. Alle Teilnehmerinnen waren sich am Ende einig – eine sehr gelungene Veranstaltung, die unbedingt wiederholt werden soll.

Einen kleinen Wehmutstropfen gab es jedoch… die Beteiligung des zivilen Personalkörpers war verhältnismäßig gering, obwohl ausdrücklich seitens des Inspekteurs gewünscht war, dass sich alle Statusgruppen an der Tagung beteiligen. Vielleicht klappt das bei der nächsten Tagung ja besser – der VBB wird sich jedenfalls dafür stark machen.