12. Februar 2020

Positive Aussichten für Tarifbeschäftigte: Zweiter Qualitätszirkel zur Personalentwicklung für Tarifbeschäftigte

Seit nunmehr fast zwei Jahren befindet sich die „Personalentwicklung für Tarifbeschäftigte“ in der Anwendung - insofern Zeit für eine erste Auswertung und die Möglichkeit, eine Einschätzung aus dem Blickwinkel des VBB abzugeben.

Am 11. Februar 2019 traf sich der sogenannte Qualitätszirkel zu seiner 2. Evaluierung der Umsetzung und Fortschreibung der Personalentwicklung (PE) im Arbeitnehmerbereich. Erstmals war auch der Verband der Beamten und Beschäftigten der Bundeswehr e.V. (VBB) eingeladen, um sich aktiv zum Zukunftsthema Qualifizierung und Personalentwicklung einzubringen.

Der Leiter des für das zivile Personalmanagement im Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) zuständigen Referates P II 3, Ministerialrat Jürgen Lorse, berichtete zunächst über die Herausforderungen, die es im Rahmen der PE zu bewältigen gilt. Noch nicht alle Tarifbeschäftigte sind über das Angebot der Qualifizierung ausreichend informiert. Sich einer Weiterbildung zu stellen, ist teilweise mit Vorbehalten behaftet und wird durch eingeschränkte Flexibilität und Mobilität zusätzlich erschwert. Auch Vorgesetzte tragen eine große Mitverantwortung zum Gelingen der PE, erläuterte Jürgen Lorse, denn nicht jede Führungskraft ist positiv gestimmt, „ihre/n“ Mitarbeiter/-in zu qualifizieren und gleichzeitiger Sorge, sie anschließend zu verlieren. Um dem entgegenzuwirken, sollte nach Ansicht des VBB auch die Möglichkeit genutzt werden, dass Arbeitnehmer/-innen sich direkt mit ihren personalbearbeitenden Stellen in Verbindung setzen können, um Qualifizierungsbedarf/-interesse anzuzeigen.

Hindernisse überwinden

Weitere Lösungsansätze, die geeignet erscheinen, diese Hindernisse zu überwinden, sind bereits gefunden. Die bisherige Kommunikationsstrategie ist weiter auszubauen, um zusätzliche Informationen über die PE vermitteln zu können. Das beinhaltet auch den Ausbau des Schulungsangebots für Vorgesetzte, im Idealfall im Rahmen bestehender Führungslehrgänge und bspw. orientiert am Schulungsumfang für die Personalentwicklung der Beamten, die Stärkung der Verantwortung der Beschäftigungsdienststellen bei gleichzeitiger Vereinfachung des Verfahrens (Entbürokratisierung).

Der VBB gibt darüber hinaus zu bedenken, dass es bei den Arbeitnehmern/-innen im Vergleich zu den Beamten keine Laufbahn gibt und dass in der Regel tätigkeitsbezogene Ausbildungen vorliegen – sodass dies von vorneherein den Aufstieg begrenzt. Hinzu kommt die bereits oben angesprochene eingeschränkte Flexibilität und Mobilität, die vorhandene Altersstruktur bzw. Familienpflichten, die eine Qualifizierung erschwert.

Die Kernanliegen der PE für Tarifbeschäftige:

  • Fokus auf Qualifizierung
  • Beitrag zu wertschätzender Führungskultur
  • Orientierung an Bedürfnissen der Tarifbeschäftigten
  • PE ist Chance und Angebot
  • Bestandteil eines modernen Arbeitsgebers
  • Ausstrahlungswirkung über die Bundeswehr hinaus

Den sich abzeichnenden demografischen Herausforderungen im Zeitalter der Digitalisierung gilt es wirksam zu begegnen und den Arbeitgeber Bundeswehr attraktiv zu erhalten. Neu zu bewerbendem wie auch dem Bestandspersonal von derzeit rund 41.000 Tarifbeschäftigten sollen interessante Angebote zur Entdeckung, Erhaltung und Weiterentwicklung ihrer Fähigkeiten eröffnet werden. Im Idealfall führt dies zu einem Gewinn für Beschäftigte und Arbeitgeber.

PE als Motivations- und Steuerungsinstrument zeitgemäßer Personalführung, um rechtzeitig den altersbedingten Personalabgängen qualifiziert entgegenzuwirken. Erfolgreiche Beispiele für gelungene PE sind Höhergruppierungen, bzw. das Ablegen der verwaltungseigenen Fachprüfungen I und II sowie die Ausbildungsaufstiegsverfahren nach §§ 37 und 39 BLV.

Personalentwicklung aus Sicht des VBB

Im Rahmen der abschließenden Podiumsdiskussion mit Vertretern der Gewerkschaften und Verbände wurden deren Ideen und Forderungen in den Mittelpunkt gestellt. Der Sprecher des Fachbeirats Tarifpolitik des VBB, Alexander Heß, schlug vor, dass zukünftigen Qualifizierungs- und PE-Gesprächen die Information vorgeschaltet wird, die empfiehlt, eine Vertrauensperson hinzuzuziehen. 

Ebenso appelliert der VBB an alle Führungskräfte, die ihnen unterstellten Tarifbeschäftigten zur Qualifizierung zu motivieren, um sie so bspw. auch u. a. auf die Herausforderungen der Digitalisierung bestmöglich vorzubereiten. Am Ende muss es Ausdruck einer guten Führungskultur sein, dies selbstverständlich zu beherzigen und in die Tat umzusetzen.

Fazit

An den Arbeitgeber Bundeswehr gerichtet, muss sich unterm Strich eine Personalentwicklung für die Tarifbeschäftigten lohnen. Dazu sind alle tariflichen Instrumente zu nutzen wie z. B. Dotierungsspannen auszuschöpfen, um damit attraktivere Dienstposten zu schaffen. 

Abschließend ist allen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zu empfehlen, die sich bietenden Chancen der Qualifizierung und der damit verbundenen persönlichen Weiterentwicklung zu nutzen, um ihr Profil auszuprägen.