11. Januar 2021
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Interview des VBB mit der Präsidentin des Bundesamtes für das Personalmanagement der Bundeswehr (BAPersBw), Sabine Grohmann

Frau Präsidentin Grohmann, Sie sind seit nunmehr gut zwei Jahren Präsidentin des Bundesamtes für das Personalmanagement der Bundeswehr. Wenn Sie auf diese Zeit zurückblicken, was sind Sie die wesentlichen Meilensteine, die erreicht werden konnten?

Die zurückliegenden zwei Jahre waren sehr intensiv und begleitet von vielfältigen Modernisierungs- und Optimierungsprozessen. Hervorzuheben sind hierbei insbesondere die durchgeführte große Organisationsuntersuchung im BAPersBw selbst sowie die nunmehr kurz vor dem Abschluss stehende Untersuchung der Karrierecenter der Personalgewinnungsorganisation in der Fläche. Wir werden damit zukünftig die einzige Behörde im Geschäftsbereich des BMVg sein, die vollumfänglich und transparent von externer Seite anhand der Vorgaben des Organisationshandbuches des BMI untersucht wurde. Dies hat uns in die Lage versetzt, zielgerichtet dort nachzusteuern, wo Optimierungspotentiale aufgedeckt werden konnten. Zugleich verfügen wir aber auch über eine Grundlage, um einen erkannten personellen Mehrbedarf analytisch fundiert begründen zu können und so gezielt einzelne Bereiche zu stärken. Sichtbares Ergebnis dieser Organisationsuntersuchung ist die neue Struktur des Bundesamtes, die wir zum 01.07.2020 eigenommen haben. Deren Eckpfeiler sind die Einrichtung eines eigenen Leitungsstabs sowie die Bündelung der zivilen und militärischen Fachabteilungen in zwei eigenen Geschäftsbereichen, die meinen beiden Vizepräsidenten unter gleichzeitiger Abschaffung des Geschäftsführenden Generals unmittelbar zugeordnet sind. Ziel dieser Maßnahmen war es insbesondere die Steuerungsfähigkeit in unserem großen Bundesamt mit rund 4.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie rund weiteren 2.900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Karrierecentern zu erhöhen und zugleich die fachliche Unterstützung der Präsidentin zu verbessern. Und ich kann bereits jetzt unterstreichen, dass sich diese Entscheidung mehr als bewährt hat und in der täglichen Praxis die Qualität in der Vorgangsbearbeitung erheblich gesteigert werden konnte. Ebenso konnten wir hierdurch spürbare Erfolge im Bereich der Optimierung der Personalgewinnung sowie der Besetzung von Dienstposten erzielen.

Sie sprachen auch die kurz vor dem Abschluss befindliche Organisationsuntersuchung der Karrierecenter der Bundeswehr an. Welche Ergebnisse können wir hier erwarten?

Ohne den abschließenden Entscheidungen sowie der Feinausplanung vorzugreifen, möchte ich an dieser Stelle hervorheben, dass für mich die Beibehaltung eines starken regionalen Bezugs immer im Zentrum stand und steht. Wir brauchen auch zukünftig unbedingt die Nähe zu den Bewerberinnen und Bewerbern in der Fläche durch entsprechende Dienststellen vor Ort. Wir haben an vielen ehemaligen Standorten der Wehrbereichsverwaltungen unsere großen Karrierecenter mit Assessments ausgebracht. Hier sind viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit teils jahrzehntelanger Expertise tätig, die das Rückgrat unserer Personalgewinnungsorganisation bilden. Diese Bereiche zu stärken und gerade hier auch Entwicklungsperspektiven aufzeigen zu können, ist von ganz entscheidender Bedeutung. So hat sich gezeigt, dass wir an einigen Standorten gerade auch im Vergleich zu anderen Behörden des Geschäftsbereichs BMVg, aber auch der Kommunal- und Landesverwaltung im Hinblick auf attraktive Dienstpostengefüge ins Hintertreffen geraten sind. Dies gilt insbesondere für den mittleren Dienst sowie in Teilen auch im gehobenen Dienst. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, wird ein Kernergebnis die Stärkung der Förderungsdienstposten, insbesondere in Spitzenverwendungen im mittleren Dienst sein. Aber auch die neu geschaffene Möglichkeit zur Ausbringung von Dienstposten der Besoldungsgruppe A13 gZ wird zur Anwendung kommen, um Tätigkeiten herauszuheben, die bspw. mit einer großen Personalverantwortung verbunden sind.

Stichwort attraktive Personalentwicklungsmöglichkeiten: Die Trendwende Personal hat in den vergangenen Jahren zu einem erheblichen Aufwuchs von Berufs- und Zeitsoldaten im militärischen Personalkörper geführt. Wie fällt Ihre Bilanz mit Blick auf den zivilen Personalkörper aus?

In der Tat ist seit dem Beginn der Trendwende Personal im Jahr 2016 ein ganz erheblicher Aufwuchs im Bereich der Berufssoldatinnen und -soldaten sowie der Soldatinnen und Soldaten auf Zeit erfolgt. So konnte der Personalumfang insgesamt um über 9.000 Köpfe gesteigert werden. Hieran hat mein Bundesamt durch die harte und engagierte Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Personalgewinnung, aber gerade auch der Personalbindung einen ganz entscheidenden Anteil.

Was aber immer wieder verkannt wird, ist der ebenfalls beachtliche Aufwuchs im Bereich der zivilen Kolleginnen und Kollegen. Hier haben wir seit Beginn der Trendwende Personal einen Zuwachs von 3.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verbuchen können. Noch eindrucksvoller wird es aber, wenn man auf die bereits ministeriell entschiedenen, weiteren planerischen Zielumfänge des zivilen Personalkörpers in den kommenden Jahren blickt. Im Vergleich zum Jahr 2016 werden diese bis Ende des Jahrzehnts von rund 58.800 auf 71.300 zivile Mitarbeiterinnen anwachsen. Das ist im prozentualen Verhältnis ein weitaus höherer Aufwuchs als im militärischen Bereich.

Wir werden damit in den kommenden Jahren viele neue zivile Kolleginnen und Kollegen begrüßen können, die es dringend braucht, um insbesondere die Soldatinnen und Soldaten von Verwaltungsaufgaben zu entlasten und sie vor allem in ihren militärischen Kernaufgaben einzusetzen. Dies gilt in besonderer Weise auch für mein Bundesamt.

Vor diesem Hintergrund konnte ich nun wirklich nicht nachvollziehen, warum ich in diesem Magazin jüngst lesen musste, dass über eine „Militarisierung der Verwaltung“ im BAPersBw sinniert wurde.

Lassen Sie uns abschließend auf das derzeit bestimmende Thema blicken, dem man nicht ausweichen kann: Wie wirkt sich die Corona-Pandemie auf die Arbeit des BAPersBw aus?

Ohne Zweifel, die Pandemie hat die Arbeit im Bundesamt in den vergangenen elf Monaten bestimmt und ich gehe fest davon aus, dass wir auch über weite Teile des Jahres 2021 mit den begleitenden Einschränkungen und Herausforderungen werden umgehen müssen. Für mich war dabei von Anfang an immer und uneingeschränkt der Schutz meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter handlungsleitend. Wir waren im Bundesamt bereits Anfang März - ganz zu Beginn der Pandemie - von einem CoVID-Fall betroffen. Nicht zuletzt auch deshalb habe ich frühzeitig angewiesen, ein konsequentes Arbeits- und Gesundheitsschutzkonzept zu etablieren und die Präsenz vor Ort - wo immer möglich - in Richtung des mobilen Arbeitens zu verlagern. Und ich kann rückblickend feststellen, dass wir durch diese konsequente Vorgehensweise das Infektionsgeschehen im BAPersBw und in den Karrierecentern der Bundeswehr auf einem sehr niedrigen Niveau - weit unterhalb der vergleichbaren Zahlen in der Bevölkerung – halten.

Gerade auch in unseren Karrierecentern in der Fläche - wo wir bis auf wenige Wochen des ministeriell angewiesenen Lockdowns - Assessments durchgeführt und hierdurch in vor Ort-Kontakt mit den Bewerberinnen und Bewerbern standen, hat sich dieses umfassende Sicherheitskonzept bewährt. Trotz der Durchführung zehntausender Assessments ist es in keinem Fall zu einer Infektion von Mitarbeiterinnen oder Mitarbeitern oder Bewerberinnen oder Bewerbern gekommen. Dies ist gerade auch der besonderen Umsicht und Sorgfalt aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zuzuschreiben.

Aber auch mit Blick auf die Leistungsbilanz des Bundesamtes in Jahr 2020 bin ich unter Berücksichtigung der Einschränkungen der Pandemie sehr zufrieden. So ist es uns beispielsweise gelungen, den Personalbestand der Berufs- und Zeitsoldaten sogar leicht im Vergleich zum Vorjahr zu steigern. Eine tolle Leistung, die eines großen Kraftaktes bedurfte. Aber auch die zivile Personalführung hat hervorragend gearbeitet. So konnte bspw. ein erneuter personeller Nettoaufwuchs von rund 300 Kolleginnen und Kollegen im BAAINBw erreicht werden, sodass der Besetzungsstand nunmehr auf fast 90 % verbessert werden konnte. Damit versehen zugleich erstmals mehr als 10.000 Angehörige unserer Bundeswehr ihren Dienst im BAAINBw und dessen nachgeordneten Dienststellen. Allein rund 8.500 hiervon sind zivile Kolleginnen und Kollegen. Diese für sich sprechenden Zahlen sind zugleich weiterer Ansporn für uns, in unseren Anstrengungen nicht nachzulassen und die sehr guten Ergebnisse auch in diesem Jahr fortzuschreiben.

Frau Präsidentin Grohmann, wir danken Ihnen für Ihre Ausführungen.