17. Februar 2021
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Interview mit Frau Präsidentin BAIUDBw Hauröder-Strüning

Frau Präsidentin Hauröder-Strüning, Sie leiten das Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr bereits seit 2017. Sicher war aber keines Ihrer Amtsjahre so turbulent wie die letzten zwölf Monate?

Zu Beginn meiner Amtszeit war ich der Meinung, dass ich die meisten meiner neuen Zuständigkeitsbereiche in allen Ausprägungen bereits kenne. Im Laufe meiner Vorverwendungen durfte ich ja schon vielfältige Erfahrungen im Bereich Infrastruktur und Umweltschutz sammeln. Den Bereich Dienstleistungen, sei es die Verpflegung oder das Travel Management, kannte ich natürlich aufgrund der Berührungspunkte innerhalb der Abteilung IUD des BMVg, in der ich langjährig tätig war.

Anfang 2017 mussten mein Leitungsbereich und ich uns aber wegen akuter Probleme sofort intensiv um das Thema und die Kolleginnen und Kollegen im Travel Management kümmern. Das war zu Beginn meiner Zeit als Präsidentin eine sehr fordernde Aufgabe. Wir haben es schließlich gemeinsam geschafft das Travel Management auf den Stand zu bringen, den die Kunden und wir verdient haben. Darauf bin ich stolz und allen Beteiligten sehr dankbar.

Die Pandemie der letzten 12 Monate bringt natürlich auch für unser Amt besondere Herausforderungen mit sich. Dazu gehört leider auch, dass sich in den vergangenen Monaten Angehörige des BAIUDBw im privaten Umfeld mit dem Virus infiziert haben. Diese Fälle bereiten mir natürlich Sorge. Umso dankbarer bin ich, dass bisher alle Betroffenen wieder genesen sind und wir im Kollegenkreis keine Sterbefälle zu betrauern haben. In diesem Zusammenhang hat sich bewährt, dass wir im BAIUDBw und seinen Dienststellen schon sehr früh auf eine konsequente Umsetzung von Hygiene- und Abstandsregeln gesetzt haben. Ebenso haben wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – dort wo es die Tätigkeit zulässt –selbstverständlich ein sicheres Arbeiten aus dem Homeoffice nahegelegt und ermöglicht. Allerdings hatten wir schon vor der Krise einen relativ hohen Anteil an Telearbeitern. Derzeit sind im Amt rund 89 Prozent aller Kolleginnen und Kollegen mit einer mobilen IT-Ausstattung ausgestattet. Die strikte Umsetzung der Schutzmaßnahmen hat dazu geführt, dass wir auch in der Fläche, bei den Bundeswehr-Dienstleistungszentren, dem Zentrum Brandschutz oder dem Verpflegungsamt der Bundeswehr, ein Infektionsgeschehen haben, das deutlich unter dem öffentlichen Niveau verläuft. Seit Beginn der Krise stehen wir natürlich auch in sehr engem Austausch mit unseren Dienststellen im Ausland und haben damit einen guten Einblick in die Situation der europäischen Nachbarstaaten sowie den USA. Glücklicherweise sind auch hier bisher keine Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter ernstlich erkrankt. Ich bin sehr stolz auf meine Kolleginnen und Kollegen in den jeweiligen Dienststellen und auch im Amt, die die Verantwortung für die Gesundheit aller mittragen und die Maßnahmen mit Disziplin und Optimismus umsetzen.  An dieser Stelle möchte ich besonders auch die Verantwortlichen im Bereich des Arbeitsschutzes dankend erwähnen, die für die gesamte Bundeswehr gemeinsam mit dem Kommando Sanitätsdienst die richtigen Empfehlungen und Entscheidungen treffen müssen. Auch den Kolleginnen und Kollegen in den Krankenhausverwaltungen der Bundeswehrkrankenhäuser, die als Servicebereich vor Ort Teil der jeweiligen Bundeswehrdienstleistungszentren sind, gebührt natürlich besonderer Dank.

Und schließlich freue ich mich ganz besonders über die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Gleichstellungsbeauftragten und Gremien meines Org-Bereichs, die sich gemeinsam mit uns für das Wohl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einsetzen.

Trotz der Einschränkungen durch Covid-19 standen wir 2020 - und stehen wir auch in diesem Jahr - mit beiden Beinen im Tagesgeschäft. Ein Beispiel: Wir haben weiterhin den Infrastrukturbedarf der Bundeswehr im In- und Ausland sowie in den Einsätzen gedeckt. Mit Investitionen von rund 1,1 Milliarden Euro in nationale Baumaßnahmen konnte das Bauvolumen im Vergleich zum Vorjahr sogar leicht gesteigert werden. Entsprechend haben wir trotz Pandemie viele Bauvorhaben termingerecht an den Nutzer übergeben können. Die Bundeswehr-Feuerwache am Standort Altengrabow, die hochmoderne Standortschießanlage Eschbach oder die neue Sporthalle des Gebirgsjägerbataillons in Mittenwald sind hier nur einige Beispiele für erfolgreich abgeschlossene Projekte.

Das BAIUDBw trägt auch den Umweltschutz im Namen. Ein Thema, das nach Ende der Pandemie sicher wieder sehr stark in den Fokus rücken wird. Kann Ihr Amt da Schritt halten?

Aus dem Bereich Umweltschutz möchte ich Ihnen beispielhaft von einem Projekt berichten: Im Juli haben wir auf dem Flugplatz der WTD 61 in Manching ein innovatives Grundwasser-Sanierungsprogramm gestartet. Diese erstmals in einer Bundeswehr-Liegenschaft ausgeführte Maßnahme soll zukünftig verhindern, dass mit per- und polyfluorierten Chemiekalien (PFC) kontaminiertes Grundwasser das Kasernengelände verlässt. Dieses Projekt ist deswegen so wichtig, weil es eine weltweite PFC-Problematik gibt: Nicht nur Behörden, sondern auch private Unternehmen müssen sich heute den Altlasten aus per- und polyfluorierten Chemikalien stellen. Sie sehen, wir haben auch auf diesem wichtigen Feld nicht nur in der Bundeswehr eine Vorreiterrolle inne.

Das BAIUDBw ist für die Planung und Abrechnung von Dienstreisen der gesamten Bundeswehr verantwortlich. Ist hier in Zeiten von Reisebeschränkungen und Homeoffice Arbeitskraft frei geworden, die an anderer Stelle genutzt wurde?

Dienstreisen sind seit Beginn der Pandemie aus nachvollziehbaren Gründen deutlich zurückgegangen. Trotzdem war und ist das für das Travel Management absolut kein Grund, eine Arbeitspause einzulegen. Die Kolleginnen und Kollegen konnten die geringere Belastung durch das Reisegeschehen nutzen, die ausstehende notwendige Überprüfung des Abrechnungswesens abzuarbeiten. Aber der Bereich Travel Management besteht ja nicht nur aus dem Bereich Dienstreisen. Hier läuft das Geschäft auch im Bereich Trennungsgeld, Umzugskosten und vor allem bei der Beratung und bei Beschwerden unvermindert weiter. Mit der Festlegung der Krisenstufe 2a durch das Auswärtige Amt kamen sogar zusätzliche Aufgaben für die Kolleginnen und Kollegen hinzu.

Natürlich haben wir bei der Fülle an Zuständigkeiten unseres Amtes niemals Mangel an Beschäftigung. Das Gegenteil ist der Fall – wir gewinnen neue Aufgaben hinzu: Im Juli 2017 wechselte die Verantwortung für den Vollzug und die Überwachung nach dem Gesetz zur Umweltverträglichkeitsprüfung für militärische Rohrfernleitungen von Landes- auf Bundesebene. Das BMVg übergab nun zum 1. Januar 2021 die Verantwortlichkeiten für die militärischen Pipelineanlagen dem BAIUDBw. Damit ist nunmehr erstmals eine einzige Bundesbehörde mit dem neuen Fachbereich „ÖrABw – militärisches Pipelinesystem“ als Genehmigungsbehörde für die Kraftstoffversorgung der Bundeswehr in Deutschland über das Pipelinesystem verantwortlich. Künftig wird sich bei uns ein neunköpfiges Team dieser neuen Aufgabe annehmen.               

Frau Präsidentin, wir sprachen bereits über Herausforderungen in Zeiten von Covid-19. Birgt die Krise Ihrer Meinung nach auch Chancen für das BAIUDBw?

Die Pandemie hat sich zum Beschleuniger der Digitalisierung in allen Lebensbereichen entwickelt. Uns ist nun noch deutlicher bewusst geworden, dass auch die öffentliche Verwaltung mit diesen Anforderungen Schritt halten muss. Ich denke, da hat bei den meisten Beteiligten ein Bewusstseinswandel stattgefunden. Ich beobachte ganz konkret, dass zum Beispiel nicht nur die Akzeptanz gegenüber Online-Meetings, sondern auch die Offenheit digitale Kommunikation zu nutzen und sich die notwendigen Fertigkeiten anzueignen, rasant gewachsen sind. In vielen Bereichen der öffentlichen Verwaltung müssen wir uns daher selbstkritisch die Frage stellen, warum dieses Bewusstsein oder auch schlicht der Wille, diese Transformation anzugehen, nicht schon vorher da war. Die Notwendigkeit der Digitalisierung ist selbstverständlich keine direkte Folge von Covid-19. Bereits davor war der Strukturwandel der Arbeitswelt in vollem Gange. Auch hier handelt es sich um ein globales Phänomen, das von der Bundeswehr und von uns als BAIUDBw nicht unbeachtet bleiben kann. Für uns sind diese Themen also nicht neu. Bereits in den letzten Jahren haben wir weitreichende Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Dienst auf den Weg gebracht und erfolgreich umgesetzt. Besonders die verstärkte Nutzung digitaler Kommunikation in den letzten Monaten hat bewiesen, dass uns noch viele Möglichkeiten offenstehen, um Dienst und Privatleben noch besser aufeinander abzustimmen. Zugegeben - für den nachgeordneten Bereich fehlt leider noch an mancher Stelle die IT-Ausstattung. Wir bemühen uns daher im Rahmen unserer Möglichkeiten, hier schnell abzuhelfen. Für mich ist deswegen klar, dass wir diesen schon eingeschlagenen Weg konsequent fortsetzen müssen, um auch weiterhin ein attraktiver Arbeitgeber zu bleiben.

Wo liegen besondere Arbeitsschwerpunkte und worauf können sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des BAIUDBw im laufenden Jahr einstellen?

Ein wichtiges Vorhaben hat das Ziel, das BAAINBw im Bereich der Beschaffung zu entlasten. Hierfür soll die Beschaffung von Material, das handelsüblich auf dem Markt zur Verfügung steht und keinen Waffensystembezug aufweist, in den sogenannten Einkauf der Bundeswehr überführt und durch das BAIUDBw übernommen werden. Das Verfahren wird damit kürzer und wir haben daneben die Möglichkeit mit unseren dezentralen Stellen näher an der Truppe den Bedarf zu decken. Diese Anpassung können wir nur gemeinsam mit dem BAAINBw angehen. Ein Schwerpunkt liegt dabei im Bereich des Kommando Sanitätsdienst. Hier werden in der Mehrzahl handelsübliche Produkte benötigt.

Ein besonderes Augenmerk legen wir in diesem Jahr auch auf die Neuordnung der zivilen Brandschutzorganisation. Die zivile Brandschutzorganisation des Organisationsbereiches IUD ist für den vorbeugenden und abwehrenden Brandschutz der Bundeswehr im Inland zuständig. Der abwehrende Brandschutz wird dabei derzeit durch das Zentrum für Brandschutz mit seinen 53 Feuerwachen und vier Regionalstellen verantwortet.

Verbesserungen lassen sich natürlich nicht nur durch Umbau der Organisationsstruktur erreichen. So haben wir begonnen, auch unsere Arbeitsabläufe weiter zu optimieren. Hierfür haben wir zum Beispiel das Projekt „Gute Verwaltung“ ins Leben gerufen. Mithilfe dieser Initiative sollen unnötige administrative Hemmnisse im Arbeitsalltag identifiziert und dann abgebaut werden. Damit sollen Freiräume für ungestörtes, konzentriertes Arbeiten, Kreativität und Innovationen geschaffen werden. Schon kurz nach Projektstart wurden dazu 20 Maßnahmen identifiziert. Um weiterhin gute Arbeit zu leisten, bedarf es nach meiner Einschätzung auch weiterhin ehrlicher Wertschätzung für die Kolleginnen und Kollegen. Daher freut es mich, dass wir zum Beispiel Dienstpostenhebungen nach A 13z und A 13/14 bei mehreren Bundeswehr-Dienstleistungszentren erreichen konnten. Ich denke, dass solche Signale sehr wichtig sind.

Grundsätzlich hoffe ich für 2021, dass wir unsere erfolgreiche Arbeit gemeinsam und vor allem gesund fortsetzen können.