09. August 2022

Besuch der Ausbildungswerkstatt der Bundeswehr und des Werkes der HIL GmbH in St. Wendel

Der frisch gewählte Vorsitzende der Haupt- Jugend- und Ausbildungsvertretung (HJAV) Jan Müller und das Mitglied der Bundesleitung Alexander Heß besuchten vom 21.-22 Juni 2022 den Bundeswehrstandort St. Wendel und erhielten einen Einblick in die Ausbildungswerkstatt für Kfz-Mechatroniker sowie über das Werk der Heeresinstandsetzungslogistik (HIL).

Die aktuelle Lage in der Ukraine zeigt, dass die HIL als Reparaturwerkstatt u.a. für Heeresgroßgeräte und Handfeuerwaffen ein integraler Bestandteil der Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BV) ist. In Gesprächen mit der Werksleitung sowie dem Betriebsrat wurde u.a. die Unternehmensstrategie 2031 diskutiert. Demnach soll bei der HIL GmbH, neben einer Umstrukturierung, in den nächsten Jahren eine hohe Anzahl von Neueinstellungen erfolgen. Nach der Vorstellung der HIL sollen die ortsansässigen Ausbildungswerkstätten der Bundeswehr an der Standorten St. Wendel und Doberlug-Kirchhain vollständig in die Strukturen der HIL integriert werden.

Die Ausbildungswerkstätten sind aufgrund eines kritischen Prüfberichtes des Bundesrechnungshofes im vergangenen Jahr in den Fokus gerückt. Der Rechnungshof kritisiert insbesondere die schlechte Übernahmequote der Absolventinnen und Absolventen in ein späteres Arbeitsverhältnis bei der Bundeswehr. Begründet wird dies u.a. in St. Wendel durch die regionalen Distanzen zu Bundeswehrdienststellen, die eine Übernahme vor Ort erschweren. Durch intensive Gespräche mit den Beschäftigten vor Ort zeigt sich allerdings eine andere als die vom Bundesrechnungshof skizzierte Situation, da etliche Absolventinnen und Absolventen nach der Ausbildung zur HIL GmbH übergehen. Es ist für uns nicht nachvollziehbar, dass ein Wechsel zu einem Bundeswehr-Inhouse-Unternehmen, welches eine vollständige Finanzierung aus dem Einzelplan 14 erfährt, durch den BRH nicht in die Übernahmequote eingerechnet wird.

Seitens der Auszubildenden gibt es auf dem Gebiet der Personalgewinnung Kritikpunkte. Bemängelt wird unter anderem, dass die Beratung im Hinblick auf den weiteren beruflichen Werdegang für junge Menschen erst zum Ende der Ausbildung erfolgt. Seitens der Karriereberater würde der Schwerpunkt des Gespräches auf das Ziel der Übernahme in ein Dienst- und Treueverhältnis als Soldatin oder Soldat gelegt. Weiter führe der zeitliche Verzug durch die späte Aufnahme der Gespräche dazu, dass ein Abwandern zu anderen Arbeitgebern (meist Industrie) oft alternativlos erscheint.

Darüber hinaus befindet sich die Ausbildungswerkstatt St. Wendel in keinem guten Zustand. Neben fehlenden Pausenräumlichkeiten, zu kleinen Wasch- und Umkleideräumen, wirken die kürzlich beschafften hochwertigen CNC Fräs- und Drehmaschinen in einer Werkhalle, die an die 70er Jahre erinnert, nahezu grotesk. Die gesamte Infrastruktur bedarf dringend einer Generalüberholung. Nicht ohne Grund wurde im Rahmen des vor wenigen Jahren stattgefundenen Besuchs der vorherigen Verteidigungsministerin die Prüfung eines Neubaus der Ausbildungswerkstatt in St. Wendel zugesichert. Trotz der schlechten Rahmenbedingungen bestätigen die Ausbilder mit Stolz, dass die Ausbildung weiterhin qualitativ sehr überzeugt und meist mit sehr guten Abschlüssen beendet wird.

Der VBB setzt sich für den Erhalt der Ausbildungswerkstätten in der Bundeswehr ein. Die Abgabe an die HIL würde eine weitere Privatisierungsmaßnahme mit Personalgestellungen bedeuten. Zunächst sind Fehler aus der Vergangenheit zu beheben, um in Zukunft wieder eine attraktive Ausbildung mit einer verbesserten Übernahmegarantie innerhalb der Bundeswehr zu gewährleisten. Dies ist in enger Kooperation mit der HIL GmbH gut umsetzbar.
Bevor die Entscheidung einer möglichen Abgabe der Werkstätten getroffen wird, hat das BMVg eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung für ein solches Vorhaben angekündigt.

Wir sind auf das Ergebnis gespannt und werden diesen Prozess weiterhin eng begleiten.