11. Januar 2023

Bereich VIII

Treffen der Ruheständler Bereich VIII auf der Hardthöhe 9. Januar 2023

Ein gelungener Start in das neue Jahr

Deutlich spürbar war die Freude bei den Anwesenden im Tagungszentrum auf der Hardthöhe in Bonn über das erste Treffen der Ruheständler im neuen Jahr. Es war das dritte Treffen nach der durch die Coronalage bedingten Pause.

Die Eröffnungsglocke läutete zum ersten Mal im Jahr 2023 und der Ruhestandssprecher Manfred Schenke begrüßte die Kolleginnen und Kollegen. Ein besonders herzliches Willkommen galt dem Kollegen Bernd Henkel, der sich zu einem Vortrag bereit erklärt hatte.

Im VBB-Magazin 11/2022 war der Vortrag über Rom mit dem Schwerpunkt „Evangelisch in Rom" angekündigt worden. Kollege Henkel hat von 1973 bis 1977 an der Deutschen Botschaft gearbeitet und in dieser Zeit mit seiner Familie in Rom gelebt. Er war dort ehrenamtlich im Gemeinderat der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde tätig. Nach der Rückkehr nach Bonn hat er seine Begeisterung für Rom und Italien bei zwölf von ihm organisierten Studienreisen an Mitglieder des Bereiches VIII des VBB weitergegeben. Einige der Anwesenden hatten daran teilgenommen. Nur einer der Anwesenden war noch nie in Rom gewesen.

Der Vortag begann mit einer Einführung in die Geschichte Roms von den Anfängen und der Entwicklung des Christentums dort und führte zur heutigen Bedeutung als zentraler Ort der Katholischen Kirche. Wunderbare Bilder illustrierten die Besonderheiten und Schönheiten der Stadt. So erklärt sich der Besuch von Millionen von Touristen und Gläubigen aus aller Welt.

Mit der Pilgerreise des damaligen Augustinermönchs und späteren Reformators Martin Luther (1483 – 1546) im Jahre 1511 ging Kollege Henkel auf den Schwerpunkt des Vortrages ein. Von seinem Aufenthalt im Kirchenstaat und in der heruntergekommenen Kleinstadt Rom nahm Luther viele negative Erkenntnisse – wie Pracht und Sittenverfall in der Heiligen Stadt und der Ablass für den Neubau des Petersdomes - mit nach Hause, die letztendlich zur Reformation und Spaltung der christlichen Westkirche in römisch-katholisch und evangelisch führten, aber auch zum 30jährigen Religionskrieg. Mit dem Westfälischen Frieden von 1648 waren beide Konfessionen im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation vollkommen gleichgestellt.

So aber nicht im Kirchenstaat, regiert vom Papst mit absolutistischer Macht. Die freie Religionsausübung war nur Katholiken gestattet. Die übrigen Gläubigen konnten sich nur im Verborgenen treffen. Nach dem Wiener Kongress 1815 übernahm der Preußische Staat die Auslandsseelsorge der deutschen Protestanten, in Rom also die preußische Gesandtschaft beim Heiligen Stuhl.

Am 9. November 1817 anlässlich des 300sten Reformationsjubiläums fand heimlich der erste protestantische Gottesdienst der Deutschen in der diplomatisch geschützten Wohnung des preußischen Gesandten in Rom statt. Der preußische König Friedrich Wilhelm III. entsandte 1819 den ersten evangelischen Pfarrer nach Rom. In einer kleinen Kapelle in der preußischen Gesandtschaft auf dem Kapitol wurden von nun an regelmäßig, wenn auch weiterhin heimlich, Gottesdienste gefeiert. Das ist der Beginn eines Gemeindelebens der deutschen Protestanten in Rom.

Der italienische Freiheitskämpfer Garibaldi nahm am 20. September 1870 Rom ein und verdrängte den Kirchenstaat auf das Gelände des heutigen Vatikans. Rom wurde die Hauptstadt von Italien. Jetzt herrschte Glaubensfreiheit. Der Weg für den Bau einer deutschen evangelischen Kirche in Rom war frei. Damit beauftragte der deutsche Kaiser Wilhelm II den Erbauer der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche in Berlin, Franz Schwechten. Grundsteinlegung war am 2. Juni 1911. Die Kirche unweit des Parks Villa Borghese wurde 1922 eingeweiht.

Diese Christuskirche war 1983 die erste evangelische Kirche weltweit, die von einem Papst besucht wurde. Johannes Paul II. hatte damit eine Zeitenwende im Verhältnis zur evangelischen Kirche markiert. Auch seine Nachfolger Benedikt XVI. (2010) und Franziskus (2015) besuchten die Christuskirche und predigten dort. Die kleine deutsche evangelische Christuskirche mit ihrem rund 500 Mitgliedern hat somit Kirchengeschichte geschrieben.

Bei gemütlichem Zusammensein mit Kaffee und Kuchen klang das Treffen aus. Zum Abschluss bedankte sich Manfred Schenke bei den Anwesenden für das Kommen und beim Kollegen Bernd Henkel für seinen hochinteressanten Vortrag und kündigte den Termin für das nächste Treffen am 4. April 2023 an. Die Einladung hierzu wird im VBB-Magazin noch veröffentlicht werden.