26. April 2019

Unsere Bundeswehrdienstleistungszentren (BwDLZ) – Aktive Knotenpunkte im Servicenetz

In letzter Zeit war hier viel von Themen zu lesen, die sich um die Ausrüstung oder die Bundesfeuerwehr ranken. Diese Themen sind wichtig und dringend, aber selbstverständlich nicht die einzigen Arbeitsschwerpunkte des VBB. Mit diesem Artikel soll das Augenmerk auf die Wehrverwaltung des Bundes in der Ortsebene gelenkt werden, denn dort liegen traditionelle Wurzeln des VBB.

Bundeswehr-Dienststellen „in der Fläche“ gibt es schon seit den Anfängen der Bundeswehr und deren umfassende Anpassung an aktuelle Gegebenheiten bleibt hochaktuell. Der Beitrag richtet sich besonders an jene Nutzer von Servicedienstleistungen der Bundeswehrdienstleistungszentren, die dienstlich ansonsten wenig Bezug zu ihrem zuständigen BwDLZ haben. Tiefergehend interessierten Insidern und Experten wird die untenstehende Literaturstelle wärmstens empfohlen.

Entstanden sind die 41 Bundeswehrdienstleistungszentren teilweise aus den vormaligen Standortverwaltungen (StOV) und Truppenverwaltungen im Rahmen der Neuausrichtung der Bw. In diesem Zusammenhang darf nicht verschwiegen werden, dass die Stärke des Zivilpersonals massiv verringert und gleichzeitig das flächendeckende Netz dieser Ortsbehörden ganz erheblich ausgedünnt wurde. Mit dem Wegfall der Ebene der Wehrbereichsverwaltungen wurden zudem die Zuständigkeiten aller Bundeswehrdienstleistungszentren erheblich erweitert. Deshalb sollte man sich hüten, BwDLZ und StOV gleichzusetzen, denn das wäre ebenso unzutreffend wie die Gleichsetzung von VW Käfer mit VW GOLF. Augenscheinlich wurde der angestrebte Imagewandel mit der Namensänderung, also weg von der ungeliebten „Verwaltung“ hin zum geforderten „Service aus einer Hand“. Das bedeutet, dass alle Mitarbeiter eines BwDLZ die vielbeklagte Bundeswehrbürokratie in den vielbeschworenen Dienstleistungsgedanken umwandeln müssen, also verwaltungskonform und praxisgerecht zu handeln haben. Kein leichter Anspruch, dessen Realisierung selbstverständlich Tag für Tag deutschlandweit erwartet wird.

Im zugewiesenen Rahmen ist jedes BwDLZ in seinem großen geografischen Zuständigkeitsbereich für die unmittelbare Versorgung und Betreuung der Streitkräfte und ziviler Dienststellen in personellen, materiellen und finanziellen Angelegenheiten zuständig. Die Leitung eines BwDLZ stützt sich deshalb regelmäßig auf eine spartenorientierte Organisation ab:

Personalmanagement
mit personaladministrativen Dienstleistungen, Sozialdienst, Wohnungsfürsorge

Finanzen und interne Dienste
mit finanzadministrativen Dienstleistungen, internen administrativen Diensten

Facility Management
mit technischem Gebäudemanagement, Umweltschutz und Liegenschaftsmateriallogistik, Zusammenarbeit mit der gewerblichen Wirtschaft

Dienstleistungen in Bundeswehr-Krankenhäusern
Klinikverwaltung (in Berlin, Hamburg, Koblenz, Westerstede)

Mitten im Bereich IV des VBB: Das BwDLZ Koblenz

Koblenz war bis Ende der 1980er Jahre die größte Garnisonsstadt Europas und beherbergt nach wie vor bedeutende Einrichtungen der Bundeswehr. Im Zuständigkeitsbereich des BwDLZ Koblenz befinden sich beispielsweise Liegenschaften und Gebäude des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr BAAINBw, der Bundeswehrfachschule Koblenz, BwFachS, des Zentralkrankenhauses BwZK, des Kommandos Sanitätsdienst KdoSanDstBw, des Zentrums Innere Führung ZInFü, sowie diverse weitere zivile wie militärische Einrichtungen in und rund um Koblenz. Diese selbstbewussten Bedarfsträger wollen natürlich schnell und umfassend versorgt werden.

Nebenbei bemerkt: Das BwDLZ Koblenz mit seiner anspruchsvollen Aufgabenfülle ist eher unscheinbar in der alten Augusta-Kaserne beheimatet, unweit des weithin sichtbaren ZInFü. Augenscheinlich mag die Augusta-Kaserne infrastrukturell in die Jahre gekommen sein. Dieser Eindruck sollte jedoch nicht leichtfertig auf das BwDLZ übertragen werden. Die Menschen im BwDLZ Koblenz machen das Beste aus den vorhandenen Möglichkeiten. Deshalb hat sich das BwDLZ bei seinen bedeutenden Bedarfsträgern in vielerlei Hinsicht Respekt und Anerkennung verschafft. Beim behördlichen Agieren auf Augenhöhe werden trotzdem nicht die Belange der Menschen vor Ort vernachlässigt, Stichwort Störungsbeseitigung. Die Mitarbeiter des BwDLZ sind da, wenn sie gebraucht werden und sie schaffen die kleinen wie großen Probleme bestmöglich aus der Welt. Mit beiden Händen wird also der angestrebte „Service aus einer Hand“ in die Tat umgesetzt.

Alles super, alle zufrieden?

Claudia Göbel, VBB-Standortgruppenvorsitzende Koblenz, Vorsitzende des Personalrates BwDLZ Koblenz gibt im Gespräch einige persönliche Eindrücke wieder, die in ähnlicher Form in anderen BwDLZ sicher nicht unbekannt sind. Die schlaglichtartige Reihenfolge stellt keine Wichtung dar und ist nicht abschließend.

Für die dünne Personaldecke im Personalmanagement stellt die Umsetzung des Tarifvertrages für den öffentlichen Dienst (TVöD) für etwa 2400 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eine echte Herausforderung dar. Es geht nicht nur um das Bestandspersonal. Neben der üblichen Fluktuation ist ebenso der lang erhoffte Aufwuchs durch gezielte Neueinstellungen zu kompensieren, was in der Praxis vielfach zu erheblichem Aufwand (Auswahlverfahren) führt. Es stellt sich die Frage, wie man diese Prozesse rationeller gestalten kann, denn eine schnelle Stellenbesetzung hilft den Bewerbern, dem BwDLZ, den Kolleginnen und Kollegen vor Ort, den Bedarfsträgern!

Die neue Personalentwicklungskonzeption (PEK) ist in aller Munde, gibt aber Anlass zur Sorge vor Ort, denn wie soll diese PEK sinnvoll in die Praxis umgesetzt werden? Wie soll in diesem Zusammenhang eine verlässliche Personalplanung erfolgen? Die Erwartungen der Beschäftigten wurden geweckt, aber was kann am Ende tatsächlich geboten werden? Nicht nur die Personalvertretungen hoffen auf praxisgerechte Durchführungsbestimmungen, besonders die betroffenen Beschäftigten erwarten nachweisbare Verbesserungen.

Wie wichtig dem VBB das Thema Sozialdienst ist, kann den aktuell dazu veröffentlichten Beiträgen entnommen werden. Der VBB bleibt dran! Ebenfalls interessant ist das Thema Wohnungsfürsorge, denn wie sollen Wohnungen vermittelt werden, wenn dies der nahezu leergefegte Markt nicht hergibt?

Im Bereich Finanzen und interne Dienste nimmt das BwDLZ-Personal vielfältige und vielzählige finanzadministrative Aufgaben wahr, sowohl für Bw-Dienststellen als auch Bw-Angehörige. BwDLZ-Externe sind immer wieder überrascht, was in diesem weiten Bereich so alles zu bearbeiten ist, zumal hier die abstrakte Vorschriftenwelt auf die reale Welt trifft.

Ein Quell dauernder Freude ist das weite Feld des Facility Management mit allem, was so dazu gehört. Und es gehört eine Menge dazu! Zur Erinnerung, die Bundeswehr hat alle Liegenschaften im Inland von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben gemietet. Prominente Neubauten wie das Bettenhaus im BwZK oder diverser Bürogebäude am Standort Koblenz/Lahnstein stellen, besonders bei der derzeitigen Konjunktursituation, eine besondere Herausforderung dar.

Apropos Bundeswehr als Mieter: Das zu betreuende Spektrum an Liegenschaften, Gebäuden und Anlagen ist außerordentlich breit und weit verteilt (Wegezeiten für An- und Abfahrt!). Viele der in Nutzung befindlichen alten Gebäude und alten Einrichtungen mit ihren speziellen technischen Anlagen erfordern berufliche Fachkenntnisse sowie hohen Wartungs- und Instandhaltungsaufwand, um einen sicheren und umweltverträglichen Betrieb innerhalb gesetzlicher Vorgaben zu gewährleisten. Dazu werden qualifiziertes Personal, spezielles wie handelsübliches Material und maßgeschneiderte Dienstleistungen benötigt. In einer bürokratischen Organisation wie der Bundeswehr eine derartige Aufgabenvielfalt zu stemmen ist alles andere als leicht. Der Bedarfsträger erwartet dies aber wie selbstverständlich, jedoch darf nie vergessen werden, dass auch ein BwDLZ leider nur im vorgegebenen Rahmen agieren kann.

Über den Bereich IV hinaus

Erwartungsgemäß ist nicht alles super, können nicht alle zufrieden sein, denn dazu sind die Ansprüche zu hoch und die Rahmenbedingungen zu eng. Anerkennenswert bleibt die herausragende Leistung, die alte Territoriale Wehrverwaltung in die neue Struktur überführt und den „Service aus einer Hand“ in den BwDLZ etabliert zu haben. Wer bedenkt, dass diese Transformation unter erheblichen Sparauflagen stattzufinden hatte, wird dem Personal, dem einiges abverlangt wurde, noch mehr Respekt zollen. Permanente Investitionsstaus und ausufernde Bürokratie werfen nach wie vor ihre dunklen Schatten auf die erzielten Fortschritte, zumal Leuchtturmpolitik an der einen oder anderen Stelle unerfüllbare Erwartungen des Bedarfsträgers geweckt hat. Als VBB haben wir deshalb Verständnis für konstruktive Kritik, treten aber mancherorts vernommener Polemik gegenüber den Beschäftigten in den Bundeswehrdienstleistungszentren entschieden entgegen. Die Menschen dort machen nicht die Regeln, sie müssen sie anwenden und wollen das Beste daraus machen.

Kommen wir zurück zum Ausgangspunkt. Ausrüstung hin, Feuerwehr her, der VBB ist stolz auf seine Wurzeln in der Fläche und wird diese weiterhin pflegen. Man kann durchaus das eine tun, ohne das andere zu vernachlässigen. Lassen sie sich überraschen.

Literaturstelle: „Die Dienstleistungszentren der Bundeswehr auf dem Weg in die Zukunft“ In Bundeswehrverwaltung: BWV; Fachzeitschrift für Administration. 61 (2017), Heft 2, Seite 27-31
Erhältlich über FIZBw, FIZBw-Bestellnummer DL 0374